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Asper eram et bene discidium me ferre loquebar, |
Jähzorn nur ließ mich
sagen, gar leicht für mich sei die Trennung, |
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At mihi
nunc longe gloria fortis abest. |
Aber
mein trotziges Tun völlig ist's heut schon dahin: |
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Namque agor ut per plana citus sola
verbere turben, |
Denn jetzt jagt mich's umher, wie
ein Kreisel es tut, den ein Knabe, |
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Quem
celer adsueta versat ab arte puer. |
Wohlvertraut
mit dem Spiel, wirbelnd zu treiben versteht. |
5 |
Ure ferum et torque, libeat ne dicere quicquam |
Strafe mich Folter und Feuer, gebrauch'
ich so prahlende Worte |
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Magnificum
post haec: horrida verba doma. |
Jemals
wieder: wohlan, heftiger Reden genug; |
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Parce tamen, per te furtivi foedera lecti, |
Grolle vielmehr nicht mit mir und
gedenke der heimlichen Freuden, |
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Per venerem
quaeso conpositumque caput. |
Wie
wir selig geruht, Wange an Wange geschmiegt! |
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Ille ego, cum tristi morbo defessa iaceres, |
Ich war's, der durch Gelübde
vom Tode dereinst dich gerettet, |
10 |
Te dicor
votis eripuisse meis, |
Damals,
als du erschöpft, krank auf dem Pfühle geruht; |
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Ipseque te circum lustravi sulphure puro, |
Läuternde schweflige Dämpfe
ums Lager ließ ich dir wallen, |
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Carmine
cum magico praecinuisset anus; |
Magische
Sprüche zuvor hatte die Alte geraunt; |
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Ipse procuravi,
ne possent saeva nocere |
Dreimal ließ ich des Tages,
um Schrecken-erregende Träume |
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Somnia,
ter sancta deveneranda mola; |
Ferne
zu halten von dir, heiliges Mehl auf dich streun, |
15 |
Ipse ego velatus filo tunicisque solutis |
Neunmal fleht' ich im Schweigen der
Nacht zu Hekates Gottheit, |
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Vota novem
Triviae nocte silente dedi. |
Ganz
von Binden umhüllt, wallend das offne Gewand: |
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Omnia persolvi: fruitur nunc alter amore, |
All das tat ich, - und dennoch erfreut
sich jetzt deiner ein andrer, |
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Et precibus
felix utitur ille meis. |
Und
was ich mir erfleht, jenem nun wird es gewährt! |
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At mihi felicem vitam, si salva fuisses, |
Aber welch Leben voll Glück
hatt' ich Tor nach deiner Genesung |
20 |
Fingebam
demens, sed renuente deo. |
Stets
mir erträumt, doch ein Gott schlug meine Bitten mir ab. |
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Rura colam, frugumque aderit mea Delia
custos, |
Ich wollt' ackern, es sollte des
Korns dann Delia warten, |
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Area dum
messes sole calente teret, |
Während
bei sengender Glut Drescher in Tennen am Werk, |
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Aut mihi servabit plenis in lintribus uvas |
Oder in Fülle bewahrt sie sodann
in Bütten mir Trauben, |
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Pressaque
veloci candida musta pede; |
Oder
erschimmernden Most, flink aus Beeren gepresst. |
25 |
Consuescet numerare pecus, consuescet amantis |
Oft auch zählt sie das Vieh,
und das plappernde Kleine des Sklaven, |
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Garrulus
in dominae ludere verna sinu. |
Gern
von der Herrin gesehn, liegt ihr spielend im Schoß. |
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Illa deo sciet agricolae pro vitibus uvam, |
Trauben dem Gotte der Flur bringt
sie dar, fürs Gedeihen der Reben, |
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Pro segete
spicas, pro grege ferre dapem. |
Ähren
für Ernten, ein Mahl spendet sie ihm für das Vieh. |
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Illa regat cunctos, illi sint omnia curae, |
Sie mag alle beherrschen und sorgsam
alles verwalten, |
30 |
At iuvet
in tota me nihil esse domo. |
Und
das nütze auch mir, taug' ich im Hause doch nichts! - |
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Huc veniet Messalla meus, cui dulcia poma |
Kehrt zum Besuch mein Messala dann
ein, wird köstliche Früchte |
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Delia selectis
detrahat arboribus; |
Delia
pflücken für ihn, edelster Bäume Ertrag, |
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Et tantum venerata virum hunc sedula curet, |
Wird, hoch ehrend den herrlichen
Mann, voll Eifers ihn pflegen, |
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Huic paret
atque epulas ipsa ministra gerat. |
Sorglich
ihm rüsten das Mahl, selber ihm dienen am Tisch. |
35 |
Haec mihi fingebam, quae nunc Eurusque
Notusque |
All das malt' ich im Geiste mir aus,
doch wehende Winde |
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Iactat odoratos
vota per Armenios. |
Trugen
den sehnlichen Wunsch weit in die Lande hinaus! |
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Saepe ego temptavi curas depellere vino, |
Oftmals sucht' ich mein Weh mit Wein
herunterzuspülen, |
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At dolor
in lacrimas verterat omne merum. |
Schmerzliche
Tränen jedoch machten zu Wasser den Trank. |
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Saepe aliam tenui, sed iam cum gaudia adirem, |
Liebe auch sucht' ich bei andern:
doch immer wenn Freuden mir winkten, |
40 |
Admonuit
dominae deseruitque Venus. |
Mahnte
mich Venus an sie, und entflohn war die Lust: |
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Tunc me discedens devotum femina dixit |
Ging ich dann fort, so erzählten
sie wohl, mich binde ein Zauber, |
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Et pudet
et narrat scire nefanda meam. |
Sagten,
man wisse auch gut, was mir Arges geschehn: |
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Non facit hoc verbis, facie tenerisque
lacertis |
Aber nicht Zauber die Macht dir verleiht:
dein Antlitz, der Arme |
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Devovet
et flavis nostra puella comis. |
Zierliches
Rund, dein Haar, goldhell glänzend, sind schuld: |
45 |
Talis ad Haemonium Nereis Pelea quondam |
So war, steigend aus bläulicher
Flut, von Delphinen gezogen, |
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Vecta est
frenato caerula pisce Thetis. |
Nereus'
Tochter voreinst, Thetis, zu Peleus geeilt! |
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Haec nocuere mihi, quod adest huic dives
amator; |
Mir zum Schaden geschah's, dass ein
Reicher ihr Freund jetzt geworden: |
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Venit in
exitium callida lena meum. |
Kupplerisch
hat hier ein Weib, mir zum Leide, gewirkt! |
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Sanguineas edat illa dapes atque ore cruento |
Diene ihr blutende Speise zum Mahl,
mit blutigem Munde |
50 |
Tristia
cum multo pocula felle bibat; |
Schlürfe
sie widrig Getränk, ganz von Galle erfüllt; |
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Hanc volitent animae circum sua fata querentes |
Mögen auch Schatten Gestorbner,
bejammernd ihr Los, sie umflattern, |
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Semper et
e tectis strix violenta canat; |
Und vom
Dache herab töne der Eule Geschrei; |
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Ipsa fame stimulante furens herbasque sepulcris |
Mag sie, Hunger-gepeinigt,
an Gräbern sich Kräuter erraffen, |
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Quaerat
et saevis ossa relicta lupis, |
Sammle sie
gieriger Hand Knochen, von Wölfen verschmäht; |
55 |
Currat et inguinibus nudis ululetque per urbes, |
Widrig entblößt
und mit wildem Geheul mag sie Städte durchirren, |
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Post agat
e triviis aspera turba canum. |
Dann,
von Hunden verfolgt, schweife sie weiter hinaus! |
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Eveniet: dat signa deus; sunt numina amanti, |
Dies sich erfüllt, denn dem
Liebenden sagt's durch Zeichen die Gottheit, |
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Saevit et
iniusta lege relicta Venus. |
Und
wird Treue verletzt, Venus heftig ergrimmt. |
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At tu quam primum sagae praecepta rapacis |
Du jedoch wende dich schnell von
der gierigen Kupplerin Lehren, |
60 |
Desere, nam
donis vincitur omnis amor. |
Denn
stets Liebe erlischt, wird für Gold sie erkauft; |
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Pauper erit praesto semper, te pauper adibit |
Aber ein Armer bleibt stets dir zur
Hand: als Erster am Morgen |
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Primus et
in tenero fixus erit latere, |
Kommt
er zu dir und stets bleibt er getreulich dir nah; |
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Pauper in angusto fidus comes agmine turbae |
Mitten im Straßengewühle
verbleibt er dir dicht an der Seite, |
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Subicietque
manus efficietque viam, |
Hilfreich
leiht er die Hand, ebnet die Wege für dich; |
65 |
Pauper ad occultos furtim deducet amicos |
Dorthin führt er verstohlen
dich auch, wo Freunde vereinigt, |
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Vinclaque
de niveo detrahet ipse pede. |
Und
vom schneeigen Fuß streift er dir selber den Schuh. |
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Heu canimus frustra, nec verbis victa patescit |
Ach, mein Bitten nicht hilft, nicht
Worte die Türe mir öffnen, |
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Ianua, sed
plena est percutienda manu. |
Auftun
tut sie sich nur, kommt man mit Gold in der Hand! |
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At tu, qui potior nunc es, mea fata timeto: |
Aber du andrer, der jetzt mich verdrängt,
dich warne mein Schicksal: |
70 |
Versatur
celeri Fors levis orbe rotae. |
Rasch
auf rollendem Rad stets Fortuna sich dreht! |
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Non frustra quidam iam nunc in limine perstat |
Jetzt an der Türe ein andrer
schon steht, und er harrt nicht vergebens: |
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Sedulus
ac crebro prospicit ac refugit, |
Oftmals
spät er hinaus, oftmals geht er zurück, |
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Et simulat transire domum, mox deinde recurrit, |
Scheinbar geht er am Hause vorbei,
dann lenkt er die Schritte |
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Solus et
ante ipsas excreat usque fores. |
Rückwärts,
räuspert sich laut, langt er dann an vor der Tür. |
75 |
Nescio quid furtivus amor parat. utere
quaeso, |
Liebe scheint still hier am Werk:
so genieße auch du, wie sich's bietet, |
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Dum licet:
in liquida nat tibi linter aqua. |
Sieh,
auf spiegelnder Flut schwimmt dein Schifflein hinaus! |
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