Satyricon
Die
Witwe von Ephesus
Petron.110,6-113 |
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1.
Eumolpos erzählt die Novelle von der Witwe aus Ephesus |
(110,6)
ceterum Eumolpos, et periclitantium advocatus et praesentis
concordiae auctor, ne sileret sine fabulis hilaritas, multa
in muliebrem levitatem coepit iactare: (110,7)
quam facile adamarent, quam cito etiam filiorum obliviscerentur,
nullamque esse feminam tam pudicam, quae non peregrina libidine
usque ad furorem averteretur. (110,8)
nec se tragoedias veteres curare aut nomina saeculis nota, sed
rem sua memoria factam, quam expositurum se esse, si vellemus
audire. conversis igitur omnium in se vultibus auribusque sic
orsus est: |
Eumolpos wollte durch lustigeSchwänke
die gute Stimmung nicht einschlafen lassen und begann auf die
Leichtfertigkeit der Weiber zu sticheln. Sie verliebten sich
im Handumdrehen, vergäßen aufs schnellste die eigenen
Kinder, keine Frau sei so keusch, dass sie sich nicht durch
die Leidenschaft für einen fremden Mann bis zum Wahnsinn
fortreißen lasse. Dabei denke er nicht an alte Tragödien,
an Namen, die seit Jahrhunderten in aller Munde seien, sondern
an ein Faktum, dassich zu seiner Zeit ereignet habe und das
er, wenn wir es wünschten, uns gern erzählen wolle.
Aller Augen und Ohren wandten sich ihm zu, und er fing also
an: |
(111,1)
'matrona quaedam Ephesi tam notae erat pudicitiae, ut vicinarum
quoque gentium feminas ad spectaculum sui evocaret. (111,2)
haec ergo cum virum extulisset, non contenta vulgari more funus
passis prosequi crinibus aut nudatum pectus in conspectu frequentiae
plangere, in conditorium etiam prosecuta est defunctum, positumque
in hypogaeo Graeco more corpus custodire ac flere totis noctibus
diebusque coepit. (111,3)
sic afflictantem se ac mortem inedia persequentem non parentes
potuerunt abducere, non propinqui; magistratus ultimo repulsi
abierunt, complorataque singularis exempli femina ab omnibus
quintum iam diem sine alimento trahebat. (111,4)
assidebat aegrae fidissima ancilla, simulque et lacrimas commodabat
lugenti et quotienscumque defecerat positum in monumento lumen
renovabat. (111,5)
una igitur in tota civitate fabula erat, solum illud affulsisse
verum pudicitiae amorisque exemplum omnis ordinis homines confitebantur,
cum interim imperator provinciae latrones iussit crucibus affigi
secundum illam casulam, in qua recens cadaver matrona deflebat.
(111,6) proxima
ergo nocte cum miles, qui cruces asservabat ne quis ad sepulturam
corpus detraheret, notasset sibi [et] lumen inter monumenta
clarius fulgens et gemitum lugentis audisset, vitio gentis humanae concupiit scire quis aut quid faceret. (111,7)
descendit igitur in conditorium, visaque pulcherrima muliere
primo quasi quodam monstro infernisque imaginibus turbatus substitit.
(111,8) deinde
ut et corpus iacentis conspexit et lacrimas consideravit faciemque
unguibus sectam, ratus scilicet id quod erat, desiderium extincti
non posse feminam pati, attulit in monumentum cenulam suam coepitque
hortari lugentem ne perseveraret in dolore supervacuo ac nihil
profuturo gemitu pectus diduceret: omnium eundem esse exitum
[sed] et idem domicilium, et cetera quibus exulceratae mentes
ad sanitatem revocantur. (111,9)
at illa ignota consolatione percussa laceravit vehementius pectus
ruptosque crines super corpus iacentis imposuit. (111,10)
non recessit tamen miles, sed eadem exhortatione temptavit dare
mulierculae cibum, donec ancilla vini [certum ab eo] odore corrupta
primum ipsa porrexit ad humanitatem invitantis victam manum,
deinde refecta potione et cibo expugnare dominae pertinaciam
coepit et (111,11)
"quid proderit" inquit "hoc tibi, si soluta inedia
fueris, si te vivam sepelieris, si antequam fata poscant, indemnatum
spiritum effuderis? (111,12)
id cinerem aut manes credis sentire sepultos? vis tu reviviscere?
vis discusso muliebri errore, quam diu licuerit, lucis commodis
frui? ipsum te iacentis corpus admonere debet, ut vivas."
(111,13) nemo
invitus audit, cum cogitur aut cibum sumere aut vivere. itaque
mulier aliquot dierum abstinentia sicca passa est frangi pertinaciam
suam, nec minus avide replevit se cibo quam ancilla quae prior
victa est. |
Zu Ephesus war eine gewisse Dame
wegen ihrer Keuschheit sehr berühmt, dass alle Frauenzimmer
aus den benachbarten Gegenden, der Seltenheit wegen, hinreisten,
um sie zu sehen. Da nun der teure Ehegemahl dieser zärtlichen
Dame starb und aus der Welt getragen wurde, so war es ihr viel
zu wenig, nach der gewöhnlichen Art die Leiche mit fliegenden
Haaren zu begleiten und die entblößte Brust vor allem
Volke zu schlagen, sondern sie folgt' ihm sogar bis in sein
Grabmal nach. Der Verstorbene wurde in eine Gruft nach griechischer
Weise gebracht, und hier fing sie nun an, seinen Leichnam zu
bewachen und Tag und Nacht zu weinen. Ihre Betrübnis war
so gewaltig, dass sie sich zu Tode hungern wollte, weder Anverwandte
noch Freunde konnten sie davon abwendig machen. Zuletzt wurde
noch der ganze Magistrat an sie abgeschickt, aber er musste
mit einer abschlägigen Antwort wieder abziehen. Schon hatte
sie den fünften Tag ohne Nahrung zugebracht, und alle Welt
wurde über die Tugend dieser außerordentlichen Frau
gerührt und weinte mit ihr und war ihretwegen höchlich
bekümmert. Diese trostlose Dame begleitete noch ein ihr
ungewöhnlich zugetanes Mädchen und trauerte und weinte
die bittersten Zähren mit ihr, als wenn der letzte Mann
auf dem Erdboden gestorben wäre; und wenn die Lampe im
Begräbnis ausgehen wollte, so goss es wieder frisches Öl
hinein. In der ganzen Stadt wurde von weiter nichts gesprochen.
Groß und klein und jung und alt bekannten mit einem Munde,
dass bei ihnen das einzige wahrhaftige Beispiel von der reinsten
Keuschheit und Liebe erschienen sei. - Unterdessen hatte der
Befehlshaber von der Provinz nicht weit von eben dem Gewölbe,
wo die Dame ihren erstgestorbenen Mann beweinte, einige Spitzbuben
ans Kreuz hängen lassen. Die folgende Nacht bemerkte ein
Soldat, welcher bei den Kreuzen die Wache hatte, damit man keinen
Spitzbuben davon stehlen und begraben möchte, ein hellleuchtendes
Licht unter den Monumenten und hörte von eben daher ein
klägliches Wimmern. Nach einem Fehler des ganzen menschlichen
Geschlechts hüpft' ihm das Herz im Leibe, zu wissen, was
das wäre und was dort geschehe. Er schlich sich also dahin
und stieg in das Gewölbe, und wie er ein reizendes Weib
erblickte, so stutzte er und glaubte, es sei ein Gespenst und
ein Blendwerk böser Geister. Bald darauf aber, wie er die
danebenliegende Leiche gewahr wurde und die Tränen betrachtete
und das göttliche Gesicht von Nägeln zerkratzt, so
traf er eben mit seinen Gedanken die Wahrheit und hielt sie
für eine Dame, welche über den Verlust ihres Mannes
trostlos sei. Er holte eine kleine Mahlzeit aus seinem Schnapsack,
reichte sie freundlich der Dame dar und trug alle Trostgründe,
die er wusste, der Betrübten auf das beweglichste vor,
damit sie nicht in ihrem vergeblichen Schmerz beharre, und ihre
schöne Brust mit unnützen Seufzern abzehre. „Wir müssen
alle sterben! Das ist nun nicht zu ändern!" sagte
er. „Wir alle müssen einmal in dergleichen Häuslein
ziehen!" Und fügte noch alles übrige hinzu, wovon
sonst sich diese Schwären in dem Herzen heilen lassen.
Aber ihr Schmerz wuchs noch mehr bei diesen Trostgründen,
sie erzürnte sich darüber, schlug sich wütend
den Busen, riss ihre Locken aus dem Haupte und streute sie auf
ihren geliebten Gemahl. Der Soldat aber war kein Mann, der sich
so leicht abschrecken ließ. Er fuhr fort mit seinen Trostgründen
und gab sich alle Mühe, sie zu bereden, dass sie etwas
Speise zu sich nähme. Ihre Begleiterin wurde zuerst überwunden,
der nektarische Geruch vom Weine hatte ihre Begierden erregt;
schüchtern reichte sie ihre Hand dem freundlichen Mann
entgegen, erquickte sich mit Speis' und Trank, und fing selbst
an, die Hartnäckigkeit ihrer Frau zu bestürmen. „Was
wird dir's helfen", sagte sie, „wenn dich nun der Hunger
wird aufgezehrt haben? Wenn du dich lebendig begräbst?
Wenn du deinen reinen Geist von dir stoßest, eh' ihn noch
das Schicksal abruft? O liebe Frau, dein abgeschiedener Gemahl
weiß nichts von deinem Harm, ihn rührt nicht deine
Qual! Willst du wider den unveränderlichen Willen des Schicksals
ihn wieder lebendig machen? Oder willst du nicht lieber die
weiblichen Vorurteile ablegen und noch solange die Freuden des
Lebens genießen, als es erlaubt ist? Siehe, die Leiche,
die vor dir liegt, nötigt dich zu leben!" Kein Sterblicher
wird dadurch beleidigt, wenn man ihn zwingt, Speise zu sich
zu nehmen und zu leben. Also ließ sich denn auch endlich
diese Dame, von dem Fasten einiger Tage ausgehungert, von ihrem
hartnäckigen Entschlüsse zurücke bringen und
füllte sich nicht weniger begierig mit der Speise, durch
deren Anblick sich das Mädchen vorher hatte überwinden
lassen. |
(112,1)
ceterum scitis quid plerumque soleat temptare humanam satietatem.
quibus blanditiis impetraverat miles ut matrona vellet vivere,
isdem etiam pudicitiam eius aggressus est. (112,2)
nec deformis aut infacundus iuvenis castae videbatur, conciliante
gratiam ancilla ac subinde dicente:
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"placitone etiam
pugnabis amori? |
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[nec venit in mentem, quorum consederis arvis?]" |
quid diutius moror? ne hanc quidem partem corporis mulier abstinuit,
victorque miles utrumque persuasit. (112,3)
iacuerunt ergo una non tantum illa nocte qua nuptias fecerunt,
sed postero etiam ac tertio die, praeclusis videlicet conditorii
foribus, ut quisquis ex notis ignotisque ad monumentum venisset,
putaret expirasse super corpus viri pudicissimam uxorem. (112,4)
ceterum delectatus miles et forma mulieris et secreto, quicquid
boni per facultates poterat coemebat et prima statim nocte in
monumentum ferebat. (112,5)
itaque unius cruciarii parentes ut viderunt laxatam custodiam,
detraxere nocte pendentem supremoque mandaverunt officio. (112,6)
at miles circumscriptus dum desidet, ut postero die vidit unam
sine cadavere crucem, veritus supplicium, mulieri quid accidisset
exponit: nec se expectaturum iudicis sententiam, sed gladio
ius dicturum ignaviae suae. commodaret modo illa perituro locum
et fatale conditorium familiari ac viro faceret. (112,7)
mulier non minus misericors quam pudica "nec istud"
inquit "dii sinant, ut eodem tempore duorum mihi carissimorum
hominum duo funera spectem. malo mortuum impendere quam vivum
occidere." (112,8)
secundum hanc orationem iubet ex arca corpus mariti sui tolli
atque illi quae vacabat cruci affigi. usus est miles ingenio
prudentissimae feminae, posteroque die populus miratus est qua
ratione mortuus isset in crucem.'
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Übrigens wisst ihr, was der
Mensch verlange, wenn er sich satt gegessen und getrunken hat.
Mit eben den Schmeicheleien, wodurch der Soldat die Dame bewegt
hatte, nicht mehr sterben zu wollen, griff er nun auch ihre
Keuschheit an. Dieser Jüngling schien ihr nicht hässlich
und unartig zu sein, und das Mädchen stand dem Soldaten
treulich bei, weil ihm das auferweckte Leben durch ihn sehr
wohl behagte und rief oft ihrer tugendhaften Frau zu:
|
Selbst wider dich willst du hartnäckig
immer streiten? Du liebst, und deine Liebe schmeichelt
dir? O häufe nicht auf Leiden größres
Leiden! Wer dich getröstet hat, Madame, liegt hier!" |
Was soll ich euch länger aufhalten? Ihr wisst vielleicht,
wie schnell der Übergang von Traurigkeit zu Liebe ist!
Die Dame fastete auch hier nicht länger, und der unüberwindliche
Soldat überredete sie, auch diese Fasten aufzuheben. Sie
lagen nicht nur diese Nacht zusammen, in welcher sie Hochzeit
machten, sondern auch den folgenden und dritten Tag. Freilich
schlossen sie die Türen der Gruft zu, damit jedermann,
wer von Bekannten oder Unbekannten an das Monument kommen würde,
glauben möchte, die keuscheste Frau unter dem Monde habe
über dem Leibe ihres Mannes den Geist aufgegeben. Übrigens
ergötzte den Soldaten sowohl die Schönheit der Dame
als auch das Geheimnis und er kaufte, soviel sein Vermögen
erlaubte, das Beste, was er erhalten konnte, und trug es, sobald
die Nacht hereinbrach, in das Gewölbe. Wie die Verwandten
eines von denen ans Kreuz Gehängten bemerkten, dass keine
Wache zugegen sei, so zogen sie ihn bei Nacht herab und erwiesen
ihm noch die letzten Pflichten, und der Soldat wurde, während
er am Busen seiner Geliebten lag, hintergangen. Bei anbrechender
Morgendämmerung bemerkte er, dass ein Dieb an dem einen
Kreuze mangelte. Er fürchtete sich vor der Lebensstrafe
und lief zu seiner Getrösteten und erzählt' ihr, was
sich zugetragen habe und dass er das Urteil nicht erwarten wolle,
sondern seine Nachlässigkeit gleich selbst mit seinem Schwerte
zu bestrafen beschlossen habe. Er bitte sie nur noch um diese
einzige Gefälligkeit, dass sie ihn zur Ruhe bestatten und
mit dem unseligen Grabe ihres Mannes auch zugleich ihren Freund
bedecken möge. Die Dame war nicht weniger barmherzig, als
sie keusch war, und rief: „Ach! Das wollen die Götter nicht
zulassen, dass ich zu gleicher Zeit die zwei Sterblichen, welche
ich am zärtlichsten liebte, in einem Grabe sehen solle!
Nein! Besser ist es, dass ich den Toten aufhänge, als den
Lebendigen umbringe." - Nach dieser Rede befahl sie, dass
man den Leichnam ihres Mannes aus dem Sarge zöge und an
das Kreuz hinge, von welchem der Dieb war gestohlen worden.
Der Soldat bediente sich der List der klugen Dame; und den Tag
darauf verwunderte sich alles Volk und konnte nicht begreifen,
wie es der Verstorbene müsse gemacht haben, dass er sich
ans Kreuz geschlagen hätte. |
2.
Die Wirkungen der Erzählung auf die Zuhörerschaft |
(113,1)
risu excepere fabulam nautae, [et] erubescente non mediocriter
Tryphaena vultumque suum super cervicem Gitonis amabiliter ponente.
(113,2) at non
Lichas risit, sed iratum commovens caput 'si iustus' inquit
'imperator fuisset, debuit patris familiae corpus in monumentum
referre, mulierem affigere cruci'. |
Die Schiffer nahmen das Märchen
mit beifälligem Gelächter auf, Tryphaina aber wurde
über und über rot und verbarg ihr Antlitz lieblich
an Gitons Hals. Aber Lichas lachte nicht, sondern schüttelte
erzürnt sein Haupt und sagte: "Wäre der Statthalter
gerecht gewesen, so hätte er die Leiche des Gatten ins
Grab zurückbringen und das Weib ans Kreuz schlagen lassen
müssen. |
(113,3)
non dubie redierat in animum Hedyle expilatumque libidinosa
migratione navigium. (113,4)
sed nec foederis verba permittebant meminisse, nec hilaritas,
quae occupaverat mentes, dabat iracundiae locum. (113,5)
ceterum Tryphaena in gremio Gitonis posita modo implebat osculis
pectus, interdum concinnabat spoliatum crinibus vultum. (113,6)
ego maestus et impatiens foederis novi non cibum, non potionem
capiebam, sed obliquis trucibusque oculis utrumque spectabam.
(113,7) omnia
me oscula vulnerabant, omnes blanditiae, quascunque mulier
libidinosa fingebat. nec tamen adhuc sciebam, utrum magis
puero irascerer, quod amicam mihi auferret, an amicae, quod
puerum corrumperet: utraque inimicissima oculis meis et captivitate
praeterita tristiora. (113,8)
accedebat huc, quod neque Tryphaena me alloquebatur tanquam
familiarem et aliquando gratum sibi amatorem, nec Giton me
aut tralaticia propinatione dignum iudicabat aut, quod minimum
est, sermone communi vocabat, credo, veritus, ne inter initia
coeuntis gratiae recentem cicatricem rescinderet. (113,9)
inundavere pectus lacrimae dolore paratae, gemitusque suspirio
tectus animam paene submovit. <. . .> |
Jedenfalls dachte er dabei wieder
an Hedyle und an sein auf der Liebesfahrt geplündertes Schiff.
Indes der Friedensvertrag verbot eine solche Erinnerung, auch
bot die Heiterkeit, die bei Tisch herrschte, für Zornausbrüche
keine Gelegenheit. Tryphaena hatte sich inzwischen dem Giton
auf den Schoß gesetzt und gab ihm bald unzählige Küsse auf die
Brust, bald strich sie ihm die Haare zurück, die ihm ins Gesicht
fielen. Ich aber war traurig und über den neuen Vertrag so verstimmt,
dass ich weder Speise noch Trank zu mir nahm, sondern beide
mit wütenden Blicken von der Seite her ansah. Alle Küsse, alle
Schmeicheleien, die das lüsterne Weib ersann, trafen mich wie
Pfeile. Aber noch wusste ich nicht, ob ich mich mehr über den
Knaben entrüsten sollte, weil er mir die Freundin raubte, oder
über die Freundin, weil sie mir den Knaben verführte: beide
waren mir ein tief verletzender Anblick, schmerzlicher noch
als meine jüngste Gefangenschaft. Dazu kam, dass Tryphaena mit
mir nicht wie mit einem guten Bekannten und früher willkommenen
Liebhaber sprach und auch Giton mich nicht einmal eines flüchtigen
Zutrinkens würdigte oder - was doch mindestens zu erwarten war
- mich zur Teilnahme an ihren Gesprächen mit heranzog. Ich glaube,
er fürchtete, bei der Erneuerung ihres Verhältnisses wieder
an die alte Narbe zu rühren. Mein Kummer drängte wir Tränen
in die Augen, die mir auf die Brust hinabtropften. Mir war,
als wollten wir meine tiefen Seufzer die Seele aushauchen. <...> |
(113,10)
in partem voluptatis <Lychas> temptabat admitti, nec domini
supercilium induebat, sed amici quaerebat obsequium. <. .
.> |
Er (Lichas) war darauf aus, wieder
seine Lust bei mir zu finden, und legte seine Stirn nicht
in gebieterische Falten, sondern warb um die Willfährigkeit
des Freundes. <...>. |
(113,11) [ancilla Tryphaenae ad Encolpium:] "si quid ingenui
sanguinis habes, non pluris illam facies, quam scortum. Si vir
fueris, non ibis ad spintriam". <. . .> |
"Wenn du nur einen Tropfen Adel
in deinem Blut hast, dann wirst du sie nicht höher einschätzen
als eine Dirne. Wenn du nur ein Mann bist, dann wirst du nicht
zu einer Schmutzigen gehen." <...> |
(113,12)
me nihil magis pudebat, quam ne Eumolpus sensisset, quidquid
illud fuerat, et homo dicacissimus carminibus vindicaret. <.
. .> |
Nichts quälte mich mehr als die Sorge,
dass Eumolpos es merken könnte, was da vorging, und es als so
geschwätziger Mensch in Versen lächerlich machen könnte. <...> |
(113,13)
iurat verbis Eumolpus conceptissimis. <. . .> |
Eumolpos schwur in aller Form. <...> |
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Übersetzung:
(111-112) W.Heinse,
(110-113,2) A.Hausrath / A.Marx und (113,3-113,133) L.Gurlitt. |
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Sententiae excerptae:w341814 |
A capillis usque ad ungues |
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Von den Haaren bis zu den Zehennägeln (Vom Scheitel bis zur Sohle) |
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Petron.102,13 | 1860 |
Accusatores antiquitatis vitia tantum docemus et discimus. |
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Als Kritiker des Altertums lernen und lehren wir nur Fehlerhaftes. |
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Petron.88,6 | 1949 |
Aequum Mars amat. |
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Mars liebt es gleich. (Mars ist für Gleich und Gleich.) |
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Petron.34,5 | 1815 |
Aliis leporem excitavi. |
|
Für andere habe ich einen Hasen aufgescheucht. |
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Petron.131,7 | 1875 |
Aliquando totum me, Fortuna, vicisti! |
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Fortuna, jetzt hast du mich endlich ganz überwunden! |
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Petron.101,1 | 1863 |
Amica vincit uxorem. |
|
Lieber eine Freundin als eine Gattin. |
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Petron.93,2 | 1855 |
Amor etiam deos tangit. |
|
Auch die Götter empfinden Liebe |
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Petron.83,4 | 1816 |
Amor ingenii neminem umquam divitem fecit. |
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Liebe zum Geist hat noch nie einen reich gemacht. |
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Petron.83,9 | 1829 |
An audirem sententias, cum fame morerer? |
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Hätte ich mir etwa schöne Reden anhören sollen, als ich vor Hunger fast gestorben bin? |
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Petron.10,1 | 1976 |
Antiquus amor cancer est |
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Die alte Liebe ist ein Krebsgeschwür! |
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Petron.42,7 | 1971 |
Aqua dentes habet. |
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Das Wasser hat Zähne. (Wasser beißt). |
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Petron.42,2 | 1990 |
Artificium numquam moritur |
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Kunst (Handwerk) stirbt niemals aus. (Handwerk hat goldenen Boden.) |
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Petron.46,8 | 1844 |
Ascyltos in hoc triclinio solus ferias agit? |
|
Hat denn Askyltos in diesem Speisezimmer alleine Ferien? |
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Petron.24,3 | 1986 |
Aut hoc aut illud, erit quid utique. |
|
Entweder mag das oder jenes sein, etwas wird auf jeden Fall geschehen. |
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Petron.45,5 | 1849 |
Calculus in tabula mobile ducit opus. |
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Auf dem Spielbrett läuft das Steinchen hin und her. |
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Petron.80.9. | 1970 |
Calda potio vestiarius est. |
|
Der Wein ist dem Menschen wie ein warmer Pelz! (Ein wärmender Tropfen ist der beste Pelz.) |
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Petron.41,11 | 1964 |
Cancer et hoc et illoc quadrat. |
|
Der Krebs passt hierhn und dorthin. |
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Petron.39,8 | 1954 |
Cenemus! hoc est ius cenae |
|
Essen wir! So will es das Recht der Tafel. |
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Petron.35,7 | 1877 |
Color arte compositus inquinat corpus, non mutat. |
|
Künstliche Färbung besudelt den Leib, verwandelt ihn aber nicht. |
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Petron.102,15 | 1839 |
Contemni turpe est, legem donare superbum. |
|
Schmählich, verachtet zu werden, doch stolz, die Strafe erlassen. |
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Petron.18,6 | 1889 |
Contemptus amor vires habet. |
|
Verschmähte Liebesglut entlädt sich (oft) in Gewalt. |
|
Petron.108,14 | 1890 |
Cui non est mors una satis? |
|
Wer begnügt sich nicht mit einem Todesopfer? |
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Petron.108,14 | 1040 |
Cum ventis litigare. |
|
Mit den Winden streiten. (Sich vergeblich abmühen) |
|
Petron.83 | 1856 |
Cum ventis litigare. |
|
Mit den Winden streiten. |
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Petron.83,7 | 1917 |
Curandum est, ne sententiae emineant extra corpus orationis expressae, sed intexto vestibus colore niteant. |
|
Man hat dafür zu sorgen, dass kein Gedanke aus dem Rahmen des Ganzen herausfalle, sondern das Gedicht wie ein harmonisch gefärbtes Gewand glänze. |
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Petron.118,5 | 1899 |
Da oscula, dum licet |
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Gib Küsse, solange es dir vergönnt ist |
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Petron.114,9 | 1884 |
Dediticiis hostibus parcimus. |
|
Wir schonen Feinde, die sich freiwillig ergeben. |
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Petron.107,4 | 1921 |
Destruet istas idem, qui posuit, moles deus. |
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Vernichten wird diesen Koloss der Gott, der sie schuf. |
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Petron.121,1,8f. | 1946 |
Dextro pede! |
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Mit dem rechten Fuß! |
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Petron.30,5 | 1937 |
Die feriarum etiam lugentes rident. |
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An einem Festtag lachen selbst Trauernde (Leidtragende). |
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Petron.134,7 | 1968 |
Dies nihil est. Dum versas te, nox fit. |
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Ein Tag ist nichts. Noch während du dich umwendest, wird es Nacht. (... Im Handumdrehen wird es Nacht.) |
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Petron.41,10 | 1930 |
Dignus amore locus. |
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Ein Liebesort! |
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Petron.131,8 | 1950 |
Diutius vivit vinum quam homuncio. |
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Der Wein lebt länger als ein Menschlein! |
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Petron.34,7 | 1850 |
Dum fortuna manet, vultum servatis, amici. |
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Nur solange das Glück andauert, bewahrt ihr, Freunde, den Schein. |
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Petron.80,9 | 1818 |
Ego adulescentulos existimo in scholis stultissimos fieri. |
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Ich glaube, dass die jungen Leute in den Schulen nur verdummt werden. |
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Petron.1,3 | 1938 |
Ego tibi pro ansere struthocamelum reddam. |
|
Ich gebe dir für deine Gans einen Strauß zurück. |
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Petron.137,4 | 1952 |
Eheu nos miseros, quam totus homuncio nil est! |
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Weh wir armen Würstchen, wie ist all Menschliches nichtig! |
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Petron.34,10 | 1902 |
En homo quemadmodum natat! |
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Da sieh den Menschen, wie er schwimmt! (Der Mensch: ein Spielball der Wellen!") |
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Petron.115,10 | 1851 |
Ergo me non ruina terra potuit haurire? |
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Konnte sich die Erde nicht unter mir auftun und mich verschlingen? |
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Petron.81,3 | 1953 |
Ergo vivamus, dum licet esse bene! |
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Also leben wir, solange es uns gut gehen kann! |
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Petron.34,10 | 1936 |
Et operam et sudorem perdidisti. |
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Du hast dich vergebens in Schweiß gebracht. (Du hast Mühe und Schweiß vergeudet). |
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Petron.134,2 | 1843 |
Etiam dormire vobis in mente est, cum sciatis Priapi genio pervigilium deberi? |
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Steht euch der Kopf sogar nach Schlafen, obwohl ihr wisst, dass ihr dem Genius des Priapus eine Nachwache schuldet? |
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Petron.21,7 | 1916 |
Generosior spiritus vanitatem non amat. |
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Ein edler Geist hält nichts vom eitlen Aufputz. |
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Petron.118,3 | 1927 |
Haec vera est Danae. |
|
Hier ist die wahre Danae. |
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Petron.126,18 | 1972 |
Heu, eheu. utres inflati ambulamus. |
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Gott, ach Gott! Wir wandeln wie aufgeblasene Ballons (Schläuche) umher. |
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Petron.42,4 | 1948 |
Hic nescio quid boni debet esse. |
|
Hier muss es irgendwas Gutes geben! |
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Petron.33,8 | 1840 |
Hoc amo, quod possum qua libet ire via. |
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Das ist mir lieb, dass ich gehen kann, wohin ich mag. |
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Petron.18,6 | 1965 |
Holera spectant, lardum tollunt. |
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Sie schauen nach dem Kohl und nehmen den Speck. |
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Petron.39,11 | 1905 |
Homines (Crotone) aut captantur aut captant. |
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Die Leute (in Croton) werden entweder betrogen oder betrügen. |
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Petron.116,6 | 1910 |
Hominis operas locavi, non caballi. |
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Ich habe mich als einen Menschen verdingt, aber nicht als Pferd. |
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Petron.117,12 | 1978 |
Honeste vixit, honeste obiit. |
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Ehrlich hat er gelebt und ehrlich ist er gestorben. |
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Petron.43,1 | 1869 |
In amantium potestate non est furiosa aemulatio |
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Es steht nicht in der Macht des Verliebten, die Leidenschaft der Eifersucht zu zähmen. |
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Petron.99,2 | 1852 |
In exercitu vestro phaecasiati milites ambulant? |
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Laufen in eurem Heer die Soldaten in Stöckelschuhen herum? |
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Petron.82.3 | 262 |
in molle carne vermes nascuntur |
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in weichem Fleisch nisten die Würmer (Gutmütigkeit ist leicht angreifbar) |
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Petron.57 | 1928 |
In umbra voluptatis diutius luditur. |
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Im Schatten der Wollust spielt sich's länger. (Im Vorhof der Lust hält das Vergnügen länger an). |
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Petron.129,4 | 1870 |
Incultis asperisque regionibus diutius nives haerent. |
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Auf ungepflegtem, rauhem Boden haftet der Schnee länger. |
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Petron.99,3 | 1919 |
Ingeniosa gula est. |
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Die Schlemmer sind erfindungsreich. (Hunger ist der beste Koch) |
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Petron.119,1,33 | 1922 |
Inter tot fortes armatus nescio vinci. |
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Unbesiegbar bin ich bei so vieler Helden Beistand. |
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Petron.121,1,176 | 1834 |
Ipsi qui Cynica traducunt tempora pera, || non numquam nummis vendere vera solent. |
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Kaufen doch selbst die Männer, bepackt mit dem kynischen Ranzen,|| Häufig mit Geld sich ein, was sie als Wahrheit erkannt. |
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Petron.14,2 | 1895 |
Ipsum te iacentis corpus admonere debet, ut vivas. |
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Die Leiche selbst, die vor dir liegt, nötigt dich zu leben. |
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Petron.111,12 | 1871 |
Ira feras quidem mentes obsidet, eruditas praelabitur |
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Zorn haftet bei roher Sinnesart fest, bei gesitteter gleitet er ab. |
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Petron.99,3 | 1923 |
Iudice Fortuna cadat alea! |
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Entscheide, Glück! Dein Würfel sei gefallen. |
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Petron.121,1,174 | 1835 |
Iudicium nihil est nisi publica merces. |
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Ein Gerichtsurteil ist nicht anderes als eine käufliche Ware. |
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Petron.14,2 | 1828 |
Iunctis viribus molestum contempsimus. |
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Mit vereinten Kräften konnten wir die Belästigung abwenden. |
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Petron.8,4 | 1956 |
Lacte gallinaceum si quaesieris, invenies. |
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Wenn du Hühnermilch suchst, wirst du sie finden. |
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Petron.38,1 | 1979 |
Longe fugit, quisquis suos fugit. |
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Der geht weit, wer die Seinen übergeht! (Weit flieht der, der vor seinen Leuten flieht.) |
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Petron.43,5 | 1866 |
Macte virtute esto! |
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Sei mir gesegnet, du Held! |
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Petron.94,1 | 1861 |
Magis expedit inguina quam ingenia fricare. |
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Mehr richtet man aus, wenn man das Glied statt den Geist bemüht. |
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Petron.92,11 | 1823 |
Magistri nisi dixerint, quae adulescentuli probent, 'soli in scholis relinquentur' |
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Wenn die Lehrer nicht den Jüngelchen nach dem Mund reden, bleiben sie, allein in der Schule zurück. |
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Petron.3,2 (nach Cicero) | 1982 |
Maiores maxillae semper Saturnalia agunt. |
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Vielfraße leben immer wie auf der Hochzeit. (Für Fettbäuche ist immer Karneval.) |
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Petron.44,3 | 1898 |
Malo mortuum impendere quam vivum occidere. |
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Besser den Toten aufhängen, als einen Lebendigen umbringen. |
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Petron.112,7 | 1392 |
Manus manum lavat. |
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Eine Hand wäscht die andere. |
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Sen.apocol.9,6; Petron.45,13 | 1975 |
Medicus enim nihil aliud est quam animi consolatio. |
|
Ein Arzt ist nichts anders als ein Seelentrost. |
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Petron.42,5 | 1973 |
Minoris quam muscae sumus. |
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Wir sind wertloser als Mücken. |
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Petron.42,4 | 1985 |
Modo sic, modo sic. |
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Mal so, mal so. |
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Petron.45,2 | 1878 |
Multa una oportet consentiant ratione, ut mendacium constet. |
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Vieles muss widerspuchsfrei zusammenstimmen, wenn die Täuschung gelingen soll. |
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Petron.102,14 | 1963 |
Multis pedibus stare |
|
Auf vielen Füßen stehen |
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Petron.39,8 | 1912 |
Multos carmen decepit. |
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Viele irren sich in der Poesie. (Viele hat die Posie schon getäuscht.) |
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Petron.118,1 | 122 |
Nec ad caelum nec ad terram pertinet. |
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Es ist ohne jede Bedeutung. (Es ist weder für den Himmel noch für die Erde von Belang.) |
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Petron.44 | 1955 |
Nec quid nec quare. |
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Mir nichts, dir nichts! (Gott weiß, wie und warum!) |
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Petron.37,4 | 1838 |
Nec victoria mi placet parata. |
|
Nicht gefällt mir ein Sieg, der mir in den Schoß fällt. |
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Petron.15,9 | 1822 |
Necesse cum insanientibus furere. |
|
Man muss mit den Verrückten verrückt sein. |
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Petron.3,2 | 1957 |
Nemini invide, si quid deus dedit. |
|
Neide es keinem, wenn ihm Gott etwas gibt. |
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Petron.38,9 | 1907 |
Nemo ausus est artem damnare nihil auferentem. |
|
Keiner kann einem Plan verurteilen, das nichts kostet. |
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Petron.117,5 | 1896 |
Nemo invitus audit, cum cogitur aut cibum sumere aut vivere |
|
Niemand hört es ungern, wenn man ihn zwingt, Speise zu sich zu nehmen und zu leben. |
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Petron.111,13 | 1858 |
Nescio quo modo bonae mentis soror est paupertas. |
|
Irgendwie ist die Armut Schwester des gesunden Denkens. |
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Petron.84,4 | 1943 |
Nihil est commodius quam semper cum sapientia loqui. |
|
Nichts ist vorteilhafter, als immer mit ruhiger Überlegung zu sprechen. |
|
Petron.140,14 | 1934 |
Nihil est hominum inepta persuasione falsius nec ficta severitate ineptius. |
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Nichts ist verkehrter als der läppische Versuch, die Menschen überzeugen zu wollen, nichts Alberner als erheuchelte Strenge. (Nichts ist verkehrter auf der Welt als dumme Borniertheit, nichts dummer als scheinheilige Muckerei.) |
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Petron.132,16 | 1969 |
Nihil est melius quam de cubiculo recta in triclinium ire. |
|
Nichts ist besser, als geradewegs vom Bette zu Tisch zu gehen. |
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Petron.41,10 | 1859 |
Nihil est tam arduum, quod non improbitas extorqueat. |
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Nichts ist so schwierig, dass man es mit Skrupellosigkeit nicht erreiche. (Unanständigkeit erreicht alles.) |
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Petron.87,3 | 1824 |
Nisi piscator eam imposuerit hamis escam, quam scierit appetituros esse pisciculos, sine praedae spe morabitur in scopulo. |
|
Ein Fischer wird ohne Hoffnung auf Beute an der Felsenküste sitzenbleiben wenn er nicht den Köder an den Haken hängt, auf den die Fischlein, wie er weiß, Appetit haben. (Mit Speck fängt man Mäuse.) |
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Petron.3,4 | 1827 |
Nisi valentior fuissem, dedissem poenas |
|
Ich hätte es büßen müssen, wenn ich nicht kräftiger gewesen wäre. |
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Petron.8,4 | 1885 |
Noli causam confundere, sed impone singulis modum. |
|
Bringe die Sache nicht durcheinander, sondern gib jedem Punkt seinen angemessenen Platz! |
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Petron.107,7 | 1874 |
Nolo habere bona, nisi quibus populus inviderit. |
|
Lieber will ich kein Glück genießen, wenn mich nicht alle Welt darum beneidet. |
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Petron.100,1 | 1837 |
Nolo, quod cupio, statim tenere. |
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Nicht erfülle mein Begehr sich augenblicklich! |
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Petron.15,9 | 1848 |
Nomen amicitiae sic, quatenus expedit, haeret. |
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Freundschaft hat bestand, solange sie nützt. |
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Petron.80.9. | 1967 |
Non aenigma est, sed res aperta. |
|
Es ist kein Rätsel, sondern eine klare Sache |
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Petron.41,4 | 1820 |
Non bene olere possunt, qui in culina habitant. |
|
Nicht gut können die riechen, die in der Küche zu Hause sind. |
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Petron.2,1 | 1853 |
Non bibit inter aquas poma aut pendentia carpit | Tantalus infelix |
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Es leidet mitten im Wasser Durst der unglückselige Tantalus und pflückt nicht die (über ihm) hängenden Äpfel. |
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Petron.82,5 | 1872 |
Non commune est, quod natura optimum fecit? |
|
Sind nicht die schönsten Naturerzeugnisse Gemeingut? |
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Petron.100,1 | 1915 |
Non concipere aut edere partum mens potest nisi ingenti flumine litterarum inundata |
|
Kein Talent ist zu der Empfängnis und der Geburt fähig, wenn es sich nicht mit dem gewaltigen Strom der Literatur getränkt hat |
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Petron.118,3 | 1847 |
Non frueris hac praeda, super quam solus incumbis. |
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Du wirst die Beute, über die du dich allein hermachst nicht genießen können. |
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Petron.80,1 | 1867 |
Non longe est quaerentibus mors. |
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Dem, der den Tod sucht, ist er nicht fern. |
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Petron.94,11 | 1911 |
Non minus liber sum quam vos, etiam si pauperem pater me reliquit. |
|
Ich bin nicht weniger frei als ihr, wenn mich mein Vater auch in Armut zurückgelassen hat. |
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Petron.117,12 | 1974 |
Nos non pluris sumus quam bullae. |
|
Wir sind weiter nichts, als Wasserblasen! |
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Petron.42,4 | 1846 |
Nulla est amantibus fides. |
|
Verliebten kann man nicht glauben. |
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Petron.78,10 | 1893 |
Nulla est feminam tam pudica, quae non peregrina libidine usque ad furorem avertatur. |
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Keine Frau ist so keusch, dass sie sich nicht durch die Leidenschaft für einen fremden Mann bis zum Wahnsinn fortreißen lässt. |
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Petron.110,7 | 1944 |
Nulli celerius homines incidere debent in malam fortunam, quam qui alienum concupiscunt. |
|
Kein Mensch sollte schneller ins Unglück geraten, als die nach fremdem Gut trachten. |
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Petron.140,15 | 1980 |
Numquam recte faciet, qui cito credit |
|
Der handelt wohl niemals recht, der gleich alles glaubt. |
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Petron.43,6 | 1825 |
Nunc pueri in scholis ludunt, iuvenes ridentur in foro. |
|
Heutzutage spielen Kinder in der Schule und werden als junge Leute in der Öffentlichkeit ausgelacht. |
|
Petron.4,4 | 1892 |
O fallax natura deum: quae prima dedisti | aetati nostrae gaudia, prima rapis. |
|
O du trügerische Natur der Götter: Die Freuden, die du als erste unserer Jugend schenktest, nimmst du als erste hinweg! |
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Petron.109,9 | 1831 |
O lusum fortunae mirabilem! |
|
Welch seltsames Spiel des Glücks! |
|
Petron.13,1 | 1819 |
Omnia dicta factaque quasi papavere et sesamo sparsa. |
|
Alle Worte und Taten gleichsam mit Mohn und Sesam bestreut. |
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Petron.1,3 | 1881 |
Omnis vector nihil prius quaerit, quam cuius se diligentiae credat. |
|
Jeder Passagier kümmert sich zuerst darum, wem er sein Leben anvertraut. |
|
Petron.107,2 | 1894 |
Omnium idem est exitus et idem domicilium |
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Alle erwartet das selbe Ende und die selbe Wohnung. (Wir müssen alle sterben! Das ist nun einmal nicht zu ändern!) |
|
Petron.111,8 | 1962 |
Oportet etiam inter cenandum philologiam nosse. |
|
Man muss auch beim Essen mit der Literaturwissenschaft vertraut sein. |
|
Petron.39,4 | 1966 |
Orbis vertitur tamquam mola, et semper aliquid mali facit, ut homines aut nascantur aut pereant. |
|
Der Tierkreis dreht sich wie ein Mühlstein und bewirkt immer etwas Schlechtes, dass die Menschen entweder geboren werden oder zugrunde gehen. |
|
Petron.39,13 | 1929 |
Paratus miles arma non habui. |
|
Ich war ein kampfbereiter Krieger, hatte aber keine Waffen. |
|
Petron.130,4 | 1882 |
Patimini liberos homines ire sine iniuria, quo destinant. |
|
Lasst freie Menschen ungehindert gehen, wohin sie wollen! |
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Petron.107,3 | 1879 |
Patrimonii reliquias olere. |
|
Nach den Resten des väterlichen Vermögens duften. (An etwas sein ganzes Vermögen verschwenden). |
|
Petron.105,3 | 1947 |
Permittitis finiri lusum! |
|
Ihr gestattet, dass ich zu Ende spiele! |
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Petron.33,1 | 1960 |
Pisces natare oportet. |
|
Fische müssen schwimmen! |
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Petron.39,3 | 1897 |
Placitone etiam pugnabis amori? |
|
Warum denn kämpfen gegen eine Liebe, die dir Freude macht? |
|
Petron.112,2 | 241 |
plenissimis (plenis) velis (navigare) |
|
mit vollen Segeln, mit aller Kraft (πάντα κάλων ἐκτείνειν - alle Segel aufspannen, Zenob.5,62) |
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Cic.dom.10,24; Petron.45 | 1983 |
Populus est domi leones, foras vulpes. |
|
Zu Hause gibt sich die Meute wie Löwen, aber draußen demütig, wie Füchse. |
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Petron.44,14 | 1845 |
Potest taurum tollere, qui vitulum sustulit. |
|
Nur der kann einen Stier tragen, der ein Kalb getragen hat. |
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Petron.25,6 | 1891 |
Praeterita aboleri osculis placet. |
|
Ein Versöhnungskuss lässt Vergangenes vergessen. |
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Petron.109,4 | 1942 |
Prende furem! |
|
Halte den Dieb! |
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Petron.138,3 | 1836 |
Pretium maioris compendii levior facit iactura. |
|
Durch einen kleineren Verlust lässt sich (mitunter) ein größerer Gewinn erzielen. |
|
Petron.14,4 | 1817 |
Putant se in alium orbem terrarum delatos |
|
Sie glauben, in einen andere Welt versetzt zu sein |
|
Petron.1,2 | 1926 |
Quaedam feminae sordibus calent. |
|
Es gibt Frauen, deren Sinn nur nach Männern der Gasse steht. (Es gibt Frauen, die sich am Schmutz erwärmen ) |
|
Petron.126,5 | 1918 |
Quaerit se natura nec invenit. |
|
Die Natur sucht ihre Erfüllung und kann sie nicht finden. |
|
Petron.119,1,,24 | 158 |
Qualis dominus, talis est servus.
(οἵαπερ ἡ δέσποινα, τοία χἠ κύων) |
|
Wie der Herr, so ist der Sklave. |
|
Petron 58 | 1925 |
Quam male est extra legem viventibus! quicquid meruerunt, semper expectant. |
|
Wie schwer sich's lebt außerhalb des Gesetzes! Beständig fürchtet man, was man verdient. |
|
Petron.125,4 | 1924 |
Quantum quisque timet, tantum fugit. |
|
Das Maß der Furcht bestimmt das Maß der Eile! (Wie sehr einer fürchtet, so schnell flieht er.) |
|
Petron.123,1,221 | 1987 |
Qui asinum non potest, stratum caedit. |
|
Wer den Esel nicht prügeln kann, prügelt den Sattel. |
|
Petron.45,8 | 160 |
Qui asinum non potest, stratum caesit |
|
Man schlägt (das Stroh) den Sack und meint den Esel. |
|
Petron.45,18 | 1887 |
Qui ignotos laedit, latro appellatur, qui amicos, paulo minus quam parricida. |
|
Wer Fremde schädigt, heißt Räuber, wer Freunde, den darf man fast dem Vatermörder gleich bewerten. |
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Petron.107,11 | 162 |
Qui in pergula natus est, aedes non somniatur. |
|
Wer in einer Hütte geboren ist, träumt nicht von einem Haus (Ein Mistfink wird sich niemals in die große Welt schicken). |
|
Petron.74,14 | 1842 |
Qui non iugulat, victor abire solet. |
|
Wer (seinen Feind) nicht erdrosselt, der pflegt siegreich von dannen zu gehn. |
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Petron.18,6 | 282 |
Qui vincitur, vincit. |
|
Wer sich besiegen lässt, siegt (Der Klügere gibt nach). |
|
Petron59 | 1989 |
Quicquid discis, tibi discis |
|
Was du lernst, das lernst du für dich! |
|
Petron.46,8 | 1904 |
Quicquid feceris, omnia haec eodem ventura sunt. |
|
Man mag tun, was man will, alles kommt auf das Gleiche hinaus. |
|
Petron.115,18 | 1865 |
Quicquid quaeritur, optimum videtur. |
|
Am wertvollsten erscheint, was man erst suchen muss. |
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Petron.93,2 | 1906 |
Quid cessamus mimum componere? |
|
Warum zögern wir, eine Posse in Szene zu setzen? |
|
Petron.117,4 | 1833 |
Quid faciunt leges, ubi sola pecunia regnat, || aut ubi paupertas vincere nulla potest? |
|
Was denn vermögen Gesetze, wo doch nur Vermögen entscheidet, || Armut niemals den Sieg sich zu erringen vermag? (Geld regiert die Welt). |
|
Petron.14,2 | 1909 |
Quid, vos iumentum me putatis esse aut lapidariam navem? |
|
Glaubt ihr denn, ich sei ein Lasttier oder ein Frachtschiff für Steinfuhren? |
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Petron.117,12 | 1888 |
Quis furor, exclamat, pacem convertit in arma? |
|
Welche Raserei verwandelte den Frieden in Kampf? |
|
Petron.108,14 | 1857 |
Quis potest probare diversa? |
|
Wer kann schon guheißen, was ihm gegen den Strich geht? |
|
Petron.84,1 | 1940 |
Quisquis habet nummos, secura naviget aura. |
|
Wer Gold in seinem Beutel hat, | Der fährt mit guten Winden. |
|
Petron.137,9 | 1935 |
Quisquis peccat inops, minor est reus. |
|
Wer sich aus Schwäche vergeht, hat mindere Strafe zu fürchten. |
|
Petron.133,3 | 1908 |
Quod bene feliciterque eveniat! |
|
Glück und Segen! |
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Petron.117,11 | 1984 |
Quod hodie non est, cras erit: sic vita truditur. |
|
Was heute nicht ist, kann morgen geschehen! So geht das Leben voran! |
|
Petron.45,2 | 1826 |
Quod quisque perperam didicit, in senectute confiteri non vult. |
|
Keiner möchte, was er verkehrt gelernt hat, im Alter eingestehen. |
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Petron.4,4 | 1941 |
Quod vis, nummis praesentibus opta, et veniet. |
|
Wer Wünsche hegt, | Der lasse Münzen blinken: | Dann kommt Fortuna angefegt; | Sonst pflegt sie arg zu hinken. (Wer Geld hat, kann sich jeden Wunsch erfüllen.) |
|
Petron.137,9,9 | 1931 |
Rogas potius quam temptas? |
|
Warum fragst du? Versuche es doch lieber! (Wer lange fragt, geht lange irr. Frisch gewagt ist halb gewonnen) |
|
Petron.131,11 | 1939 |
Rogo expiare manus pretio liceat! |
|
Lass mich btte meine Hände mit einem Bußgeld entsühnen! |
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Petron.137,6 | 1864 |
Rosa cinnamum veretur. |
|
Die Rose fürchtet den Duft des Zimts. |
|
Petron.93,2 | 1883 |
Saevi quoque implacabilesque domini crudelitatem suam impediunt |
|
Selbst strenge, unversöhnliche Herren bezwingen ihre Grausamkeit. |
|
Petron.107,4 | 1841 |
Sane et sapiens contemptus iurgia nectit. |
|
Fängt doch auch ein Philosoph Streit an, wird er verachtet! |
|
Petron.18,6 | 1832 |
Scis rediisse ad nos thesaurum, de quo querebar? |
|
Weißt du, dass der Schatz, dessen Verlust ich beklagte, zu uns zurückgekehrt ist? |
|
Petron.13,2 | 1932 |
Sermonis puri non tristis gratia ridet. |
|
Eine ehrliche Rede lacht in heiterer Anmut. |
|
Petron.132,15 | 1981 |
Serva me, servabo te. |
|
Wurst wider Wurst! (Hilfst du mir, helf ich dir!) |
|
Petron.44,3 | 1903 |
Si bene calculum ponas, ubique naufragium est. |
|
Berechnet man es genau, so ist überall Schiffbruch. |
|
Petron.115,16 | 1988 |
Sibi quisque peccat. |
|
Jeder muss seine Fehler selbst büßen! |
|
Petron.45,10 | 1961 |
Sic notus Ulixes? |
|
So schlecht kennt ihr den Odysseus? |
|
Petron.39,3; Verg.Aen.2,44 | 1868 |
Sic semper et ubique vive, ut ultimam quamque lucem tanquam non redituram consumas! |
|
Lebe jederzeit und jeden Ortes so, das du jeden neuen Tag als unwiederbringlich genießt. |
|
Petron.99,1 | 1945 |
Sicut muta animalia cibo inescantur, sic homines non caperentur, nisi spe aliquid morderent. |
|
Wie die stummen Tiere mit Ködern gefangen würden, so könnte man auch die Menschen nicht einfangen, wenn sie keine Hoffnung zu beißen bekämen. |
|
Petron.140,15 | 1901 |
Sinite me sententiam explere; laborat carmen in fine. |
|
Lasst mich meinen Gedanken zu Ende bringen; am Schluss ist mein Gedicht noch nicht in Ordnung |
|
Petron.115,4 | 1958 |
Sociorum olla male fervet. |
|
Der Topf der Partner kocht schlecht |
|
Petron.38,13 | 1873 |
Sol omnibus lucet. |
|
Die Sonne leuchtet für alle. |
|
Petron.100,1 | 1854 |
Suam habet fortuna rationem. |
|
Das Glück hat seine eigene Methode. |
|
Petron.82.6 | 1951 |
Tangomenas faciamus! vinum vita est. |
|
Lasst uns lustig zechen! Wein bedeutet Leben! |
|
Petron.34,7 | 1830 |
Tardum est differre, quod placet. |
|
Man soll, was man vorhat, nicht auf die lange Bank schieben! (was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!) |
|
Petron.10,7 | 1959 |
Ubi semel res inclinata est, amici de medio. (Wenn einmal etwas schiefgeht, gehen die Freunde ab durch die Mitte.) |
|
Sobald die Sache auf die schiefe Bahn kommt, machen sich die Freunde davon. |
|
Petron.38,13 | 1913 |
Ut quisque versum pedibus instruxit sensumque teneriorem verborum ambitu intexuit, putavit se continuo in Heliconem venisse. |
|
Sobald einer den Vers rhythmisch gebaut und seinen feineren Gedanken in die rechten Worte gekleidet hat, bildet er sich ein, er habe schon den Helikon erstiegen. |
|
Petron.118,1 | 1900 |
Veluti lecto funebri aptatus expecto mortem iam non molestam. |
|
Gleichsam auf der Totenbahre erwarte ich den schon nicht mehr schmerzlichen Tod. |
|
Petron.114,12 | 1920 |
Venalis populus, venalis curia patrum:
est favor in pretio. |
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käuflich ist das Volk und käuflich sind die Vertreter in der Kurie. Es steht die Gunst in Wert. |
|
Petron.119,1,41f. | 1933 |
Veneris quis gaudia nescit? |
|
Wer kennt nicht die Freuden der Venus? |
|
Petron.132,15 | 1876 |
Vestes quoque diutius vinctas ruga consumit, et chartae alligatae mutant figuram. |
|
Ein zu lange geschnürtes Gewand bekommt Falten, angenageltes Papier verändert seine Form |
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Petron.102,12 | 1880 |
Vide, ut possit illis ignosci, quos ad poenam ipse deus deduxit. |
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Überlege, wie man die begnadigen darf, die die Gottheit selbst der Bestrafung zuführt. |
|
Petron.106,3 | 1862 |
Vile est, quod licet, et animus errore laetus iniurias diligit |
|
Das Erlaubte steht niedrig im Kurs, und aus Freude am Irrtum schätzt man das Verbotene. |
|
Petron.93,1 | 1977 |
Vivorum meminerimus. |
|
Lasst uns der Lebenden gedenken! |
|
Petron.43,1 | 1886 |
Vultum qui permutat, fraudem parat, non satisfactionem. |
|
Wer sein Aussehen verwandelt, sinnt auf Betrug, nicht auf Verständigung. |
|
Petron.107,8 |
|